Anfang Februar 2019 verließen die Klassen FOS8C und FOS8D die gewohnte Unterrichtsumgebung der Schule: Im ABC-Tagungscentrum in Hüll standen sie drei Tage als Staatschef:in oder Minister:in eines Staates für die Sicherheit und den Wohlstand ihrer Bevölkerung ein. Zu lösen waren innen- und außenpolitische Probleme: Krisen und Konflikte, internationaler Terrorismus, weltweite organisierte Kriminalität, Piraterie, Schuldenkrisen, Auswirkungen des Klimawandels…
Die Fachoberschüler:innen der 12. Klassen beschließen im Rahmen der Simulation POL&IS in verschiedenen Rollen Maßnahmen von internationaler Tragweite: Sie treffen sich als Regierungschefs sowie Staats-, Umwelt- und Wirtschaftsminister, um miteinander zu verhandeln. Zudem sind – mit den begrenzten Ressourcen des Landes – aktuelle Probleme der eigenen Region zu lösen. Die Weltpresse erstattet laufend Bericht, deckt Skandale auf und sorgt für Transparenz: Sie erzeugt auch Druck auf die Nationen. Die NGOs begleiten den Prozess mit kritischen Fragen und kompetenter Beratung – oder mit Demonstrationen und Ausschreitungen. Interventionen der Vereinten Nationen und der Weltbank dienen dazu, globale Interessen zu wahren – oder doch nur die der „reichen Industrienationen“?
Konkret beschäftigen sich die Teilnehmenden mit zahlreichen Problemen, die auch die reale Welt bewegen: Wird der Atomwaffensperrvertrag weiter eingehalten? Werden die internationalen Börsenregeln verschärft? Geht der Waffen-Deal mit der Region „Europa“ noch über die Bühne? Werden Kredite der Weltbank für notwendige Investitionen benötigt und/oder gewährt? Werden neue supranationale Bündnisse gefunden, um den Weltfrieden zu sichern?
Nach den Verhandlungen auf internationaler Ebene stimmen sich die Vertreter*innen jeder Region untereinander ab: Bekämpfen wir Drogenhandel und Terror mit Diplomaten oder mit Landstreitkräften? Können Entwicklungshelfer die Lage in den Hungerregionen „Afrikas“ verbessern? Woher bekommen wir die Energieressourcen, um unsere Industrie am Laufen zu halten? Wohin mit dem Müll – und was geschieht mit den „Plastik-Kontinenten“ in den Ozeanen? Die Industrie boomt, aber wir haben nicht genug Agrarprodukte – wer könnte diese liefern? Und – gelingt es, der zu moppeligen Bevölkerung „Nordamerikas“ das Abnehmen mit einer Zuckersteuer zu versüßen? Was machen wir in „Arabien“, um auch nach dem Ende des Ölreichtums weiterhin wirtschaftlich voran zu kommen
Ist das nur „Spiel & Spaß“ oder lernt man auch dabei?
Die Teilnehmer:innen müssen bei der Simulation Entscheidungen treffen, um den Verlauf ihrer Weltpolitik zu bestimmen. Ziel ist es, zu verstehen, unter welchen Bedingungen politische Entscheidungen entstehen und wie wichtig es ist, das Weltgeschehen zu verfolgen und mitzugestalten, um entstehende Konflikte zu erkennen und sie frühzeitig lösen zu können. Nun spürt und versteht man, warum die Durchsetzung politischer Entscheidungen so langwierig ist und Hauruck-Entscheidungen langfristig keine Chance haben.
Auf diese Weise können die Teilnehmer:innen spielerisch, interaktiv und gemeinsam internationale Sicherheitspolitik in ihrer Komplexität erfassen. Dabei setzen sie sich mit Themen wie nachhaltiger Energiepolitik, Menschenrechten, Umweltschutz, Ressourcenknappheit und Entwicklungshilfe auseinander.
Die Schüler:innen lernen im Team, sich mit Problemstellungen auseinanderzusetzen, auf Andere einzugehen und das eigene Anliegen zu präsentieren. Um Ideen und Ergebnisse auszutauschen, kommunizieren sie miteinander auf Gipfeln und Konferenzen sowie durch Regierungserklärungen oder Pressemitteilungen. Dabei üben sie das freie Sprechen vor einem großen Publikum zu eher ungewohnten Themenkomplexen. Besonders förderlich ist es, für seine eigene Rede jederzeit – sowohl gegenüber der Weltpresse als auch gegenüber Regierungen anderer Regionen – Antwort stehen zu müssen.
Hintergrund: POL&IS steht für „Politik und Internationale Sicherheit“ und ist eine interaktive und rollenbasierte Simulation, die mit Hilfe eines vorgegebenen Regelwerks politische Zusammenhänge einfach darstellt und erlebbar macht.
Die Hauptziele von POL&IS sind politische Realitäten und globale Probleme aufzeigen, Konflikt- und Krisenmanagement erfahrbar machen, politische Prozesse erlebbar machen, Teamwork trainieren, Rhetorik und Präsentationstechniken trainieren und Dialog- und Kompromissfähigkeit schulen.
POL&IS wird von den Jugendoffizieren der Bundeswehr ausgerichtet. Deren Aufgabe ist es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Wissen über Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu vermitteln. Sie sind speziell ausgebildete Offiziere, die im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr den Dialog mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern führen.
Quelle (Text und Foto): Jelto Reents